➡️ Folge 126 –
Wenn Handwerker kommen und der Hund auszieht
Vielleicht kennst du das: Alles ist eigentlich gut. Dein Hund fühlt sich wohl, ist angekommen, vertraut dir. Und dann reicht ein einziger Moment und alles kippt. Bei uns war es ein Samstag. Eigentlich nichts Wildes. Hängematte. Kaffee. Sonne. Und dann: Philipp tritt Teufelchen versehentlich auf die Pfote und zusätzlich: Ein Geräusch. Eine Tür knallt. Eine Baustellenfolie weht. … plötzlich ist nichts mehr wie vorher oder besser gesagt: es ist wieder wie vor 2 Jahren.
Teufelchen, meine kleine Hündin mit der großen Geschichte, reagiert sofort. Rückzug. Misstrauen. Unsicherheit. Die ganze Sicherheit, die wir uns in Monaten aufgebaut haben, scheinbar weggewischt durch eine Mischung aus Zufall, Lärm und fremden Abläufen. Auf einmal ist sie wieder dieser Angsthund.
Und genau darum geht es in dieser Folge: Was macht Veränderung mit deinem Hund? Was passiert, wenn das Zuhause plötzlich kein sicherer Ort mehr ist? Und wie kannst du ihm helfen, wieder ins Gleichgewicht zu kommen?
Kleine Auslöser, große Wirkung
Für viele Hunde sind solche Veränderungen kein Pappenstiel. Es reicht manchmal schon, wenn Möbel umgestellt werden oder ein neuer Teppich plötzlich ganz anders riecht. Wenn dann noch fremde Menschen, laute Geräusche oder ganz neue Tagesabläufe dazukommen, kann das für manche Vierbeiner richtig überfordernd sein.
Die Folge: Rückzug, Nervosität, Hecheln, Unruhe, manchmal sogar aggressives Verhalten. Und genau da darfst du als Mensch hinschauen.

Was du tun kannst, wenn dein Zuhause plötzlich anders ist
Du hast Handwerker im Haus? Oder renovierst selbst? Vielleicht bereitest du gerade eine Reise vor und schleppst die halbe Wohnung ins Auto, so wie Bienie gerade? Dann denk dran: Dein Hund bekommt das alles mit. Und zwar nicht nur mit den Augen, sondern auch mit der Nase, den Ohren, dem Bauchgefühl. Und reagiert eben auch manchmal mit Stresssymptomen.
Das kann ganz unterschiedlich aussehen. Manche Hunde fangen plötzlich an zu hecheln, obwohl es gar nicht warm ist. Andere zittern und/oder werden unruhig. Einige bellen mehr als sonst, kauen Dinge an, die sie sonst in Ruhe lassen, oder folgen dir auf Schritt und Tritt. Manche ziehen sich zurück, verweigern das Fressen oder können einfach nicht mehr entspannen. Auch plötzliches Jaulen, Winseln oder aggressives Verhalten können Zeichen dafür sein, dass dein Hund gerade komplett überfordert ist. Bei manchen Hund wird die Gassirunde auch anstrengend – auf einmal wird wieder (obwohl ihr das so gut in den Griff bekommen habt) jeder Hund angebellt.

All das ist kein Drama, aber evtl. ein klares Signal. Und es lohnt sich, genau hinzuschauen.Hier ein paar Ideen, wie du deinem Hund in solchen Momenten helfen kannst:
Rituale bewahren
Auch wenn alles um euch herum drunter und drüber geht, versuche, kleine Rituale zu erhalten. Der Spaziergang morgens zur gewohnten Zeit, das gleiche Futter, der gleiche Napfplatz. Verlässlichkeit tut gut.
Vertrautes mitnehmen
Wenn du deinen Hund aus dem stressigen Umfeld rausnimmst, zum Beispiel mit ins Büro, dann nimm etwas mit, das ihm Sicherheit gibt. Das Lieblingskörbchen. Die vertraute Decke. Der Geruch von Zuhause hilft oft mehr als tausend Worte.
Entspannungsinseln schaffen
Schleckmatten mit Joghurt, ein gefüllter Kong, ein Kauartikel: das kann deinem Hund helfen, runterzufahren. Auch beruhigende Berührungen, wie z. B. eine sanfte Ohrenmassage, können Wunder wirken. Und ja: Auf den Schoß nehmen ist erlaubt. Wenn es euch beiden hilft, ist es genau richtig
Reize ernst nehmen
Baustellenlärm, fremde Stimmen, scharfe Gerüche – all das ist für Hunde viel intensiver als für uns. Achte darauf, deinem Hund Pausen zu gönnen. Vielleicht kannst du mit ihm rausfahren, einen Spaziergang im Grünen machen oder einfach für ein paar Stunden einen ruhigen Rückzugsort schaffen.
Entspannung trainieren
Wenn du weißt, dass dein Hund sensibel auf Veränderungen reagiert, dann kannst du schon vorher kleine Einheiten üben. Zum Beispiel bestimmte Düfte, die er mit Ruhe verbindet. Oder kleine Übungen, die ihm Sicherheit geben. Das braucht Zeit, aber es lohnt sich.
Jeder Hund reagiert anders
Während Nala, meine zweite Hündin, zwischen Bohrmaschine und Presslufthammer völlig unbeeindruckt schnarcht, steht Teufelchen neben sich. Und Pitti, Bienies Hund, bekommt schon beim Anblick von gepackten Koffern Stress.
Jeder Hund ist anders. Und das ist auch gut so. Wichtig ist nur, dass du deinen Hund ernst nimmst. Und dass du bereit bist, ihn wirklich zu sehen, auch in seiner Unsicherheit.
Veränderung ist nicht gleich Gefahr
Besonders Hunde mit schwierigem Start ins Leben neigen dazu, Veränderung sofort mit Gefahr zu verbinden. Das ist kein Theater. Das ist Selbstschutz. Deine Aufgabe ist es, ihnen zu zeigen: Veränderung heißt nicht automatisch Verlust. Veränderung kann auch gut ausgehen. Oder zumindest aushaltbar sein.
Und das geht nicht mit Druck. Sondern mit Beziehung. Mit Vertrauen. Und mit dem Wissen: Du bist da.

Hilfe holen ist klug – nicht peinlich
Manchmal ist es sinnvoll, sich Hilfe zu holen. Vielleicht brauchst du jemanden, der von außen draufschaut. Der dich und deinen Hund ein Stück begleitet. Das ist keine Schwäche, sondern ein Geschenk. Für euch beide.
Fazit:
Veränderung gehört zum Leben – Sicherheit auch
Ob es nun Handwerker sind, Urlaubsvorbereitungen oder ein neuer Fußboden, für deinen Hund bedeutet das erst mal eines: Veränderung. Und für viele Hunde heißt Veränderung: Alarm. Deine Aufgabe ist es, diesen Alarm ernst zu nehmen. Und ihn Stück für Stück leiser zu machen.
Nicht mit Zwang. Sondern mit Gefühl. Mit Nähe. Mit einer klaren Haltung: Ich sehe dich. Und ich bin für dich da. Auch wenn es mal laut wird. Denn genau das macht gute Mensch-Hund-Teams aus.
Bis zum nächsten Mal
Deine Claudi