➡️ Folge 124 – 

Hunde bei der Polizei –Einblicke mit Polizeioberkommissar Matthias Vogt

Inhaltsverzeichnis

  • Vorstellung von Diensthundeführer Matthias Vogt
  • Wie werden Diensthunde ausgewählt?
  • Vom Tierschutzhund zum Polizeihund: Clints besondere Geschichte
  • Ausbildung & Alltag eines Polizeihunde-Teams
  • Wann geht ein Polizeihund in Rente?
  • Welche Hunderassen sind als Diensthunde geeignet?
  • Moderne Ausbildung: Motivation, Clickertraining & Teamwork
  • Schutz und Fürsorge für Diensthunde
  • Muss jeder Belgische Schäferhund ein Polizeihund werden?
  • So wirst Du Hundeführer bei der Polizei
  • Fazit: Was Du als Hundehalter aus der Polizeiarbeit lernen kannst

1. Wer ist Matthias Vogt und was unterscheidet Polizeihunde?

Bevor wir in die Welt der vierbeinigen Ordnungshüter eintauchen, erstmal eine kleine Vorstellung: Matthias Vogt ist seit 1989 bei der Behörde. Seit 2006 arbeitet er als Diensthundeführer und ist heute Leiter der Diensthundegruppe der Bundespolizeiinspektion Hamburg. Matthias ist nicht einfach nur Polizist, er ist in erster Linie Hundepapa und lebt die Partnerschaft zu seinen Hunden mit jeder Faser.

Ganz ehrlich: Wer denkt, Diensthunde leben ein graues, militärisches Dasein, der irrt! Sie sind Familienmitglieder, unermüdliche Kollegen und Freunde für’s Leben. Genau das war in unserem Gespräch so spürbar und hat mich echt berührt.

Polizeioberkommissar Matthias Vogt mit seinem Polizeihund Clint
Hund mit einem Menschen. Körpersprache des Hundes.

2. Wie werden Diensthunde ausgewählt?

Jetzt mal Butter bei die Fische: Wie kommt eigentlich ein Hund zur Polizei? Werden die Hunde extra gezüchtet? Müssen sie reinrassig sein? Wird einfach rekrutiert, wer laufen und bellen kann?

Das Bild vom „Polizeihund“ ist vielseitiger als viele glauben. Natürlich gibt es gezielte Zuchtprogramme, aber auch Zufälle, wie sie das Leben eben schreibt! Diensthunde müssen ganz bestimmte Voraussetzungen erfüllen:

  • Eine gewisse Körpergröße und Konstitution (sorry ihr lieben Dackel, ihr seid zu klein!)
  • Ein ausgeprägter Arbeitswille; der berühmte „will to please“
  • Mut, Belastbarkeit und Sozialkompetenz
  • Absolute Teamfähigkeit

Matthias berichtet, dass Hunde meist zwischen 10 Monaten und 3 Jahren auf ihre Eignung hin angeschaut werden. Manchmal adoptieren Hundeführer/Hundeführerinnen vorab sogar einen Welpen und bereiten ihn privat vor, um ihn bei Eignung später offiziell „einzustellen“. Immer öfter werden so auch gezielt Welpen oder Jungspunde in sogenannten Welpenprojekten auf ihre Karriere vorbereitet.

 

3. Vom Tierheim an die Seite der Polizei: Clints besondere Geschichte

 

Jetzt wird’s filmreif! Tatsächlich fühlte sich Matthias und Clints Kennenlernen an wie die erste Szene von „Ein Partner mit der kalten Schnauze“ oder „Scott & Huutsch“. Clint, ein Belgischer Schäferhund (Malinois), wurde an einer Landstraße gefunden. Tagelang versuchte die Polizei, ihn zu sichern. Im Tierheim stellte sich heraus: Kein Chip, keine Tätowierung, die Herkunft von Clint bleibt bis heute ungeklärt.

Ein Riesenglücksfall, wie Matthias schwärmt: Über Kontakte ins Tierheim kam Clint auf den „Diensthund-Außenposten“ der Polizei. Prompt verlief die erste Begegnung ganz nach Diensthundeführer-Art: „Verliebt auf den ersten Blick“, sagt Matthias, es ist ein Gefühl, das er sonst nur bei seiner Frau kannte.Übrigens: Viele Hundeführer und Hundeführerinnen erleben das; der Hund wird nicht nach Schema F gesucht, sondern es funkt einfach. Aber natürlich ist es auch sehr wichtig, dass der Hund getestet wird: Ist der Hund körperlich fit? Ist er gut sozialisiert? Kennt er die Umweltreize? Ist er belastbar? Kann er sich nach Belastbarkeit auch schnell wieder regenerieren? Wenn ja, steht dem Start als Polizeihund nichts im Weg!

Hund mit einem Menschen. Körpersprache des Hundes.

4. Ausbildung & Alltag im Team Hund und Mensch

Jeder Diensthund ist ein Individuum, und die Ausbildung ist so vielfältig wie die Tiere selbst! Im besten Fall wächst der spätere Polizeihund als Welpe eng bei „seinem“ Menschen auf und lernt von Anfang an alles kennen, was im Dienst wichtig ist: Menschenmassen, Lärm, verschiedene Böden, stressige Situationen.

Im Alltag wird super viel Wert auf positive Erfahrungen gelegt: Spielen, Bestätigung, Geduld. Hunde, die später Spezialaufgaben erfüllen (z. B. Sprengstoff- oder Leichenspürhunde), werden schon früh an entsprechende Situationen und Gerüche gewöhnt.

Gecheckt werden alle Hunde tierärztlich: Herz, Gelenke, Psyche, Fitness – die Gesundheit ist das A und O.

5. Wann geht ein Polizeihund in Rente?

Du kennst das ja: Unsere Hunde werden leider viel zu schnell alt. Das gilt auch für die Kollegen mit der Diensthundemarke. Ein Diensthund geht meist zwischen 8 und 11 Jahren in Rente – je nach Aufgabe, Gesundheit und individueller Verfassung.

Wird der Hund dann einfach „abgegeben“? Niemals! Der Hund bleibt in der Familie seines Hundeführers und genießt einen wohlverdienten Ruhestand.

Die Polizei übernimmt weiterhin die Kosten für Versicherung, Tierarzt und Futter; mittlerweile sogar mit kleiner „Hunderente“. Ein echtes Zeichen für Wertschätzung und Respekt gegenüber diesen außergewöhnlichen Tieren und die Arbeit, die sie leisten!

9. Muss jeder Belgische Schäferhund ein Polizeihund werden?

Jetzt kommt der Teil mit dem erhobenen Finger, auch aus Hundetrainersicht: Malis, Herder und Co. sind KEINE klassischen Familienhunde! Sie haben einen riesigen Arbeitswillen, brauchen konsequente, erfahrene Führung und sinnvolle (!) Auslastung. Nicht umsonst landen viele gelangweilte Gebrauchshunde im Tierheim; weil Menschen sich von ihrem tollen Aussehen täuschen lassen oder denken, „so einen coolen Hund wie die Polizei“ zu brauchen.

Bitte, wenn Du Einsteiger bist oder einfach einen Kuschelfreund suchst: Nimm Abstand von Arbeitsrassen wie z.B.  Malinois, Herder etc.. Sie sind großartige Hunde, aber ausschließlich in Händen, die Zeit, Know-how, Nerven und Herz für anspruchsvolle, fordernde Hunde mitbringen.

6. Welche Hunderassen sind als Diensthunde geeignet?

Der klassische Diensthund bei der Polizei ist nach wie vor der Deutsche Schäferhund oder der Malinois, also der Belgische Schäferhund. Mittlerweile werden jedoch auch andere Rassen eingesetzt. Im Mittelpunkt steht dabei immer die individuelle Eignung des Hundes – sowohl in körperlicher als auch in charakterlicher Hinsicht.

Aus dem Gespräch mit Matthias Vogt wird deutlich, dass Eigenschaften wie Vielseitigkeit, Mut, Lernfreude und absolute Belastbarkeit besonders wichtig sind. Ein Dackel, Pudel oder kleinerer Mischling ist eher ungeeignet, denn sie sind schlichtweg zu klein.

Die Größe ist natürlich eine bedeutende Rolle, denn der Job als Diensthund birgt Aufgaben, die ein kleiner Hund nicht leisten kann. Für kleinere Hunde kann es somit zu gefährlich werden. Wer aber die Anforderungen erfüllt, und das kann durchaus auch ein Mischling sein, hat grundsätzlich eine Chance, ins Polizeiteam aufgenommen zu werden. Genau diese Offenheit für verschiedene Rassen und Charaktere unterscheidet die moderne Diensthundearbeit von früher.

7. Moderne Ausbildung: Motivation, Clickertraining & Teamwork

Vergiss alte Militärklischees! Die Diensthundausbildung basiert heute auf moderner, wissenschaftlicher Grundlage. Viel wird mit Clickertraining, Motivation, Ballspielen und Futterbelohnung gearbeitet. Ziel ist, dass der Hund seine Arbeit liebt! Stumpfer Zwang? Fehlanzeige!

Ein echtes Highlight im Podcast: Matthias erzählt von seinem Kollegen Malte, der nicht nur Hunde, sondern auch seine Hundeführer clickert! Noch nie gehört? Das funktioniert: Auch Menschen bekommen so super direktes, positives Feedback und lernen, ihren Hund besser „zu lesen“ und gezielt zu belohnen.

Damit wird der Hund nicht zum Roboter, sondern bleibt ein motivierter, lernwilliger Teil des Teams. Im Einsatz heißt das: Der Hund reagiert nicht „auf Knopfdruck“, sondern auf die klaren, teambasierten Signale seines Menschen.

8. Schutz und Fürsorge für Diensthunde

Eine Frage, die viele bewegt: Wie sicher sind Polizeihunde im Einsatz? Die Realität: 100%ige Sicherheit gibt es nie – weder für Mensch noch Tier. Aber: Die Teams werden bestmöglich geschützt!

Schutzwesten, Hundebrillen, und sogar Gehörschutz kommen “je nach Situation“ zum Einsatz. Aber all das will trainiert sein. Jeder neue Ausrüstungsgegenstand wird langsam eingeführt und mit positiven Erfahrungen aufgebaut.

Eins ist klar: Kein Hundeführer würde seinen Hund in Situationen schicken, die dieser nicht bewältigen kann. Die Verantwortung und Fürsorge stehen immer an erster Stelle!

10. So wirst Du Hundeführer bei der Polizei

Du bist neugierig geworden oder jemand in Deiner Familie hätte Lust, Diensthundeführer zu werden? Der Weg führt klassisch über eine Polizeikarriere (mittlerer oder gehobener Dienst). Hundevorerfahrung hilft, ist aber keine Pflicht: Auch Matthias startete als „Quereinsteiger“.

Wichtig sind:

  • Leidenschaft für Tiere und Menschen
  • Bereitschaft zur Weiterbildung
  • Teamfähigkeit und Verantwortungsbewusstsein
  • und natürlich: Ein dicker Batzen Herz!

Die Polizei sucht regelmäßig Nachwuchs – also einfach mal nachfragen, reinschnuppern und Kontakt aufnehmen! Vielleicht bist du bald auch im Team der vierbeinigen Ordnungshüter.

Wenn du Interesse hast, schreibe mich auch gerne an, ich stelle den Kontakt zu Matthias her.

Dein Fazit: Was Du als Hundehalter aus der Polizeiarbeit lernen kannst

Polizeihunde und ihre Hundeführer sind ein Paradebeispiel für Teamwork, Respekt und artgerechte Auslastung. Sie stehen für Partnerschaft, Intensität und Lebensfreude im Job und für achtsamen, verantwortungsvollen Umgang mit dem Hund an Deiner Seite.

Was Du mitnehmen kannst? Egal ob Familienhund, Therapiehund, Sporthund oder Polizeiheld: Jeder Hund will und sollte fair behandelt, altersgemäß ausgelastet, verstanden und geliebt werden.

Gewissenhafte Auswahl, konsequente Ausbildung und jede Menge Herz machen den Unterschied. Und manchmal “das beweist Clints Geschichte“ steckt auch im Tierheimhund ein waschechter Held.

Wenn Du mehr erfahren möchtest, folge mir und meinem Podcast, schau auf Instagram vorbei oder stelle Deine Fragen direkt in den Kommentaren!  Ich liebe echte Hundegeschichten und freue mich auf den Austausch mit Dir!

Bis bald – und vertrau auf Deinen Hund.
Deine Claudia

Trust the Dog-Club